Was versteht man unter Alkoholabhängigkeit und wie erkennt man, dass man ein Problem hat?

Von der Erkennung der Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit bis hin zu den verfügbaren Behandlungsmethoden – folgende Faktoren müssen bei problematischem Alkoholkonsum berücksichtigt werden.
Was versteht man unter Alkoholabhängigkeit und wie erkennt man, dass man ein Problem hat?
Was versteht man unter Alkoholabhängigkeit und wie erkennt man, dass man ein Problem hat?

Übermäßiger und anhaltender Alkoholkonsum kann ein Anzeichen dafür sein, dass Sie Ihren Alkoholkonsum mit professioneller Hilfe überprüfen sollten.

Bei einigen Menschen tritt problematisches Alkoholtrinken vorübergehend auf und ist mit Stress oder anderen Problemen verbunden. Dieses Verhalten bedeutet trotzdem eine Gefahr für diese Menschen, für andere Personen und für ihre Beziehungen. Wenn Sie Probleme haben, empfiehlt es sich immer, professionelle Hilfe zu suchen. Vielen Menschen gelingen dadurch Verhaltensänderungen, die zu einem erfolgreichen Umgang mit ihrem Alkoholkonsum führen.

Bei anderen Menschen nimmt der Alkoholkonsum zu und wird zu einer anhaltenden Gewohnheit, deren Auswirkungen schwerwiegender sind. Sie entwickeln teilweise einen ständigen Drang zum Trinken und der Entzug verursacht unangenehme körperliche Auswirkungen (1). Es kann sogar zur Aufgabe von angenehmen Aktivitäten sowie zur Vernachlässigung von Beziehungen und anderen Lebensbereichen kommen, um ungestört Alkohol trinken zu können. Derartige Symptome deuten auf Alkoholabhängigkeit hin, die auch als Alkoholkrankheit bezeichnet werden kann. Menschen mit schweren Alkoholproblemen benötigen fachkundige Betreuung und müssen u. U. behandelt werden.

Es stehen Ressourcen für die Risikoeinschätzung Ihres Alkoholkonsums sowie für die Planung einer passenden Vorgehensweise zur Verfügung

Wenn Sie sich Sorgen wegen Ihres eigenen Alkoholkonsums machen, stehen Ihnen Hilfsmittel zur Einschätzung der Schwere Ihrer Symptome sowie zur Änderung Ihres Verhaltens zur Verfügung. Wenn Sie sich Sorgen um eine andere Person machen, können Sie mithilfe dieser Ressourcen diese Person unterstützen.

Zunächst können Sie mit dem einfachen Tool AUDIT (Tests zur Erkennung von Alkoholabhängigkeit) (2, 3) herausfinden, ob Ihre Sorgen begründet sind. Mit AUDIT stellen Sie fest, ob Sie professionelle Unterstützung benötigen, damit Sie sich an einen qualifizierten Spezialisten wenden können – den Test können Sie hier durchführen.

Mit der Intervention eines Experten kann die Motivation für das Alkoholtrinken angesprochen und es können mögliche Verhaltensänderungen angepeilt werden. Je nachdem, wie schwerwiegend Ihr Problem ist, kann eine Intervention zur gewünschten Verhaltensänderung führen. Dieser Ansatz wurde von der Weltgesundheitsorganisation entwickelt, um Menschen zu helfen, die nicht abhängig sind. Der Ansatz hat sich bei der Unterstützung von Verhaltensänderungen als wirksam erwiesen (4-6).

Alkoholkrankheit ist eine komplexe psychische Krankheit mit vielen Ursachen, aber auch vielen Behandlungsmöglichkeiten

Beim Vorliegen eines schwerwiegenden Problems reicht eine einfache Intervention möglicherweise nicht aus (7). Alkoholkrankheit ist eine psychische Krankheit und eine Form der Sucht, die gemeinhin als „Alkoholismus“ bezeichnet wird (1, 8). Menschen mit Alkoholkrankheit entwickeln teilweise einen ständigen Drang zum Trinken und der Entzug verursacht unangenehme körperliche Auswirkungen. Es kann sogar zur Aufgabe von angenehmen Aktivitäten und Beziehungen kommen, um ungestört Alkohol trinken zu können, bzw. es können Verletzungen der Person bzw. anderer Personen auftreten.

Die Ursachen der Alkoholkrankheit sind komplex und von Mensch zu Mensch unterschiedlich:

Alkoholkrankheit hat selten eine einzelne Ursache und ist meistens auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Es gibt viele Gründe, warum manche Menschen an Alkoholkrankheit erkranken und andere nicht. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass problematisches Alkoholtrinken kein Zeichen von Schwäche oder moralischem Versagen ist.

Wie andere Formen der Sucht und der psychischen Krankheit können auch Alkoholprobleme und Alkoholkrankheit behandelt werden. Welche Behandlung sich am besten eignet, hängt von der Schwere des Problems, den zugrundeliegenden Ursachen und von der jeweiligen Person ab. Für manche Menschen sind Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker der beste Ansatz. Bei anderen funktioniert eine psychiatrische Behandlung oder Medikation besser. Unabhängig vom Verlauf der Behandlung oder Intervention: Wenn Sie an Alkoholkrankheit leiden oder jemanden kennen, der daran erkrankt ist, ist ein unterstützendes Umfeld der Schlüssel zu einem positiven Ausgang.

References
  1. American Psychiatric Association (APA), Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). . 2013, APA: Arlington, VA.
  2. Babor, T.F., et al., The Alcohol Use Disorders Idenfitication Test. Guidelines for Use in Primary Care. Second Edition. 2001, World Health Organization: Geneva.
  3. World Health Organization Regional Office for Europe (EURO). Take the AUDIT test now. 2020; Available from:
  4. Beyer, F.R., et al., The Cochrane 2018 Review on Brief Interventions in Primary Care for Hazardous and Harmful Alcohol Consumption: A Distillation for Clinicians and Policy Makers. Alcohol Alcohol, 2019. 54(4): p. 417-427.
  5. Kaner, E.F., et al., Effectiveness of brief alcohol interventions in primary care populations. Cochrane Database Syst Rev, 2018. 2: p. Cd004148.
  6. Anderson, P., A. O'Donnell, and E. Kaner, Managing Alcohol Use Disorder in Primary Health Care. Curr Psychiatry Rep, 2017. 19(11): p. 79
  7. Witkiewitz, K., R.Z. Litten, and L. Leggio, Advances in the science and treatment of alcohol use disorder. Sci Adv, 2019. 5(9): p. eaax4043.
  8. National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA). Alcohol Use Disorder. 2020; Available from:
  9. Edenberg, H.J., J. Gelernter, and A. Agrawal, Genetics of Alcoholism. Curr Psychiatry Rep, 2019. 21(4): p. 26.
  10. Bierut, L.J., et al., A genome-wide association study of alcohol dependence. Proc Natl Acad Sci U S A, 2010. 107(11): p. 5082-7.
  11. Suh, J. and K.J. Ressler, Common Biological Mechanisms of Alcohol Use Disorder and Post-Traumatic Stress Disorder. Alcohol Res, 2018. 39(2): p. 131-145.
  12. Gilpin, N.W. and J.L. Weiner, Neurobiology of comorbid post-traumatic stress disorder and alcohol-use disorder. Genes Brain Behav, 2017. 16(1): p. 15-43.
  13. McHugh, R.K. and R.D. Weiss, Alcohol use disorder and depressive disorders. Alcohol Research, 2019. 40(1): p. arcr.v40.1.01.
  14. Bonomo, Y.A., et al., Teenage drinking and the onset of alcohol dependence: a cohort study over seven years. Addiction, 2004. 99(12): p. 1520-8.
  15. Spear, L.P., Adolescent alcohol exposure: Are there separable vulnerable periods within adolescence? Physiol Behav, 2015. 148: p. 122-30.